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Neue Zeit

Den Vogel abgeschossen

Warum ich Twitter verlassen habe und mich wieder dem Leben widme
Vogel abgeschossen - warum ich Twitter verlassen habe. Foto: sever180 / istockphoto.com

Eigentlich hatte ich mir gedacht, wenn Elon Musk die freie Rede nicht nur propagiert, sondern auch aktiv auf seiner für 44 Milliarden US-Dollar gekauften Plattform Twitter umsetzt, dann würde die Blase endlich platzen und das Zwitschern würde wieder in ordentliche Bahnen gelenkt. Aber: Ich bin eines Besseren belehrt worden.

Für meinen letzten Tweet, in dem ich der „Mannschaft“ natürlich nicht gratuliert, sondern sie für ihre politische Agitation kritisiert habe, erntete ich von alt bekannter, blasenkranker Ecke einen Shitstorm, wie man ihn aus den schlechtesten Zeiten der Plattform kennt. Man nannte mich einen „Schwachkopf“, kommentierte mit „Finde es bezeichnend wie der neue Deutsche Nationalsozialismus von AFD und CO jetzt dem Eintritt für Menschenrechte die Schuld an dieser Blamage gibt“ oder gab mir den Namen „kackbraune Flachzange“.

„Kackbraune Flachzange“

Nun halte ich mich bei weitem nicht als „Schwachkopf“, habe zum linken „Deutsche(n) Nationalsozialismus“ als liberal und weltoffen eingestellter Mensch keinen Bezug und kann ehrlich gesagt auch nichts mit dem Begriff „kackbraune Flachzange“ anfangen. Ja, ich weiß, dass man sich seit kurzem jeden Tag als irgendwas anderes fühlen darf. Schon nach ein paar Stunden war mir klar, dass ich mich offenbar unbewusst durch Benutzen des Mannschafts-Hashtags mit all den verwirrten Gestalten angelegt hatte, die vor ihren Bildschirmen sitzen oder ihr spermatisiertes Smartphone mit verbalen Schlägen gegen freiheitlich denkende Menschen malträtieren. Für eine „kackbraune Flachzange“ wird es für mich auf jeden Fall nicht reichen. Da kann ich mich noch so anstrengen, aber allein meine Körperfülle würde die Transformation in einen flachen Gegenstand ausschließen.

Somit ist meine Rückkehr zu Twitter gescheitert. Der Vogel hat sich selbst abgeschossen. Und ehrlich gesagt habe ich auch kein Interesse mehr daran, mich als Rammbock für geistig Verwirrte arbeitsscheue Gender-Ideologen oder anderweitig bezahlte, unbelehrbare Geister herzugeben. Ob die Gestalten, die sich selbst für allwissend halten, jemals im richtigen Leben einer Diskussion standhalten würden, wage ich zu bezweifeln. Ich denke, sie werden irgendwann schon selbst drauf kommen, dass sie an einem ganz bestimmten Punkt im Leben falsch abgebogen sind. Ob sie dann noch die rote Pille nehmen und aus der Matrix aussteigen können, die für sie geschaffen wurde, und in der sie sich offensichtlich wohlfühlen, ist fraglich.

Vögelt ohne mich weiter

P.S. Twitter antwortete mir auf meinen  Hinweis, dass ich nicht als „kackbraune Flachzange“ betitelt werden möchte mit folgendem Hinweis: „Wir haben den gemeldeten Inhalt untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass er im Rahmen der Twitter Regeln oder deutscher Gesetze nicht der Entfernung unterliegt.“ Na dann bye bye, Twitter. Vögelt ohne mich weiter.

Titelfoto: sever180/istockfoto.com

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